Torf

Torf
Torf [tɔrf], der; -[e]s, -e:
in Mooren abgelagerter, durch Zersetzung von Pflanzen entstandener Stoff, der als Material zum Heizen, als Dünger oder in Heilbädern verwendet wird:
mit Torf heizen; Torf abbauen, stechen.

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Tọrf 〈m. 1; unz.〉 Bodenart aus einem Gemenge von kohlenstoffreichen, im Wasser unvollständig zersetzten Pflanzenteilen ● \Torf stechen [<mnddt. torf „Rasen(stück), Torf“ <ahd. zurf, zurba „Rasen(stück)“ <idg. *der- „spalten, reißen“]

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Tọrf [mittelniederdt. = Rasenstück (eigtl. = das Abgestochene)], der; -s, -e: hell- bis dunkelbraunes, wasserhaltiges, kohlenstoffreiches Gemenge unvollständig zersetzter Pflanzenteile, das als Bodenverbesserungsmittel, Brennstoff u. zur Herst. von Aktivkohle Verwendung finden kann.

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Tọrf , der; -[e]s, (Arten:) -e [aus dem Niederd. < mniederd. torf, zu einem Verb mit der Bed. »spalten, reißen« u. eigtl. = der Abgestochene, Losgelöste]:
1. (im Moor) durch Zersetzung von pflanzlichen Substanzen entstandener dunkelbrauner bis schwarzer Boden von faseriger Beschaffenheit, der getrocknet auch als Brennstoff verwendet werden kann:
T. stechen;
den T. trocknen, pressen.
2. <o. Pl.> aus Torf (1) bestehender Moorboden; Moor.

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Torf
 
[mittelniederdeutsch, eigentlich »der Abgestochene, Losgelöste«], Produkt der unvollkommenen Zersetzung abgestorbener pflanzlicher Substanz unter Luftabschluss in Mooren, wobei die Pflanzenstruktur zum Teil erhalten bleibt und der Anteil an kolloidalen, braun bis schwarz gefärbten Huminstoffen zunimmt. Die Torfbildung (Vertorfung) ist die erste Stufe der Inkohlung (überwiegend biochemischer Prozess). Der Zersetzungsgrad (eigentlich Humifizierungsgrad) hängt v. a. vom Chemismus (pH-Wert, Stickstoffgehalt) und Wasserstand, auch von der Temperatur ab. Neben der unter Beteiligung von Mikroorganismen (Pilze, Bakterien, Algen) ablaufenden Humifizierung (Humus) tritt auch Verwesung (Mineralisation) ein; diese führt zu beträchtlichen Stoffverlusten (in der Regel mehr als die Hälfte der urspünglichen pflanzlichen Substanz). Pflanzliche Gewebe und Detritus werden von humosen Gelen durchtränkt. Unter dem Einfluss aerober Bakterien kann der Kohlenstoffgehalt schon in den obersten 50 cm bis auf 60 % steigen. In größerer Tiefe gibt es nur noch anaerobe Bakterien, danach nur noch chemische Veränderungen (u. a. Kondensation, Polymerisation, Reduktion). Mit zunehmendem Auflagerungsdruck nimmt der Wassergehalt ab. Die Vertorfung endet, wenn das Torfmoor durch fluviatile, limnische oder marine Sedimente überlagert wird. Torf enthält im Gegensatz zu Braunkohle noch freie, nicht von Lignin geschützte Cellulose. Als Hauptbestandteile liegen bis zu 50 % Huminsäuren vor; daneben treten Wachse und Harze sowie anorganische Sedimente auf, darunter auch im Moor neu gebildete mineralische Substanzen, v. a. Kalk (Wiesenkalk, Seekreide) und Eisenverbindungen (Limonit als Raseneisenerz; auch Siderit, Vivianit, Pyrit, Markasit). Torf enthält in frisch gewonnenem Zustand 75-95 % Wasser, lufttrocken 10-15 %.
 
Torfe haben je nach Moortyp (Nieder-, Übergangs-, Hochmoor) verschiedene Zusammensetzung. Bei den Hochmoortorfen unterscheidet man aufgrund der erhaltenen Pflanzenreste Bleichmoos-, Wollgras-, Reiser-, Binsen- oder Scheuchzeriatorf. Wesentlich größer ist die Zahl der Pflanzenarten bei den Übergangs- und Niedermooren: u. a. Schilf-, Seggen-, Moos-, Bruchwaldtorf. In Nordwestdeutschland lässt sich in den meisten Hochmooren eine deutliche Zweigliederung im Profil erkennen: eine stark zersetzte, dunklere untere und eine schwach zersetzte, hellere obere Lage (Schwarztorf-Weißtorf-Kontakt).
 
 
Die Torfgewinnung erfolgt nach Entwässerung der Moore in Torfstichen mit Hand oder maschinell (erste Brenntorfstechmaschine 1842, erster Brenntorf-Eimerleiterbagger 1894, erste Weißtorfstechmaschine 1955). Älterer Hochmoortorf und gut zersetzter Niedermoortorf werden nach der Gewinnung mit Eimerleiterbaggern, der Trocknung und Pressung als Maschinentorf (Presstorf) oder nach Verarbeitung in Brikettpressen (Torfbriketts) zum Heizen verwendet, z. B. in Russland, Finnland, Schweden und Irland. Der Heizwert liegt zwischen 9 300 und 16 400 kJ/kg oder, berechnet auf wasser- und aschefreie Substanz (Gehalt: durchschnittlich 55-64 % Kohlenstoff, 33-37 % Sauerstoff, 5-7 % Wasserstoff, 2 % Stickstoff), bei 21 400-24 800 kJ/kg. V. a. in der ehemaligen Sowjetunion (73 Kraftwerke mit zusammen 5 000 MW) sowie in Irland, Schweden und Finnland wird mit Torf elektrischer Strom erzeugt.
 
Wesentlich wichtiger ist heute die Torfnutzung im Erwerbsgartenbau als Kultursubstrat (z. B. Torfkultursubstrat, Einheitserde). Die bodenverbessernde Wirkung des Torfs beruht auf der hohen Wasser- und Luftkapazität, der guten Strukturstabilität und dem Fehlen von Schadstoffen. Verwendet wird v. a. wenig bis mäßig zersetzter Hochmoortorf (Weißtorf) sowie stärker zersetzter durchfrorener Hochmoortorf (Schwarztorf). Aus Schwarztorfen werden außerdem durch Verschwelung Torfkoks und Aktivkohle hergestellt. Torfkoks dient metallurgischen, chemischen u. a. technischen Zwecken, Aktivkohle als Katalysator- und Filterstoff. Schwarztorf und Niedermoortorf werden auch in der medizinischen Therapie eingesetzt (Moorbad). An der südlichen Nordseeküste, v. a. im Bereich der Halligen, wurden mindestens seit dem 9. Jahrhundert und bis Ende des 18. Jahrhunderts stark von Salzwasser durchtränkte Torfablagerungen (Salztorf) abgebaut, getrocknet und verascht, die Asche dann ausgelaugt und das Salz aus der Sole durch Sieden gewonnen.
 
Rd. 90 % des in Deutschland abgebauten Torfs stammen aus Niedersachsen, jährlich rd. 3 Mio. m3 Weißtorf und 6 Mio. m3 Schwarztorf; die Torfreserven betragen dort rd. 850 Mio. m3 Weißtorf und 1 500 Mio. m3 Schwarztorf, von denen aber v. a. aus ökologischen Gründen (Schutz der Moorlandschaften) nur etwa 10 beziehungsweise 15 % zum Abbau genehmigt sind. (Moor)
 
 
Moor u. T. in Wiss. u. Wirtschaft, hg. v. E. Hacker u. a. (1975);
 
Peat and coal. Origin, facies, and depositional models, hg. v. P. C. Lyons u. a. (Amsterdam 1989);
 
Moor u. T. in Ndsachs., Beitr. v. H. C. Deilmann u. a. (1990);
 
Moor- u. Torfkunde, hg. v. K. Göttlich u. a. (31990);
 E. Paavilainen: Peatland forestry. Ecology and principles (Berlin 1995);
 
Peatland use. Present, past and future, hg. v. G. W. Lüttig, 4 Bde. (Stuttgart 1996).
 

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Tọrf, der; -[e]s, (Arten:) -e [aus dem Niederd. < mniederd. torf, zu einem Verb mit der Bed. „spalten, reißen“ u. eigtl. = der Abgestochene, Losgelöste]: 1. (im Moor) durch Zersetzung von pflanzlichen Substanzen entstandener dunkelbrauner bis schwarzer Boden von faseriger Beschaffenheit, der getrocknet auch als Brennstoff verwendet werden kann: T. stechen; den T. trocknen, pressen; T. auf die Beete streuen; Erde mit T. vermischen. 2. <o. Pl.> aus ↑Torf (1) bestehender Moorboden; Moor: die Pflanzenwelt des -s; im T. gibt es noch Schlangen.

Universal-Lexikon. 2012.

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